Das erste Wochenende ist bereits um. Am Samstag sind wir morgens um 7:30 Uhr nach einem sehr kurzweiligen Flug gelandet. Auto abholen und dann hieß es, sich an den Linksverkehr zu gewöhnen. Doch dieses Mal ging es viel schneller als erwartet. Ich habe nur dreimal den Scheibenwische anstelle des Blinkers benutzt und in drei Tagen war ich nur einmal auf der falschen Spur unterwegs. Und das Gott sei Dank bei uns in der Siedlung in der so gut wie nichts los ist.
Am Samstag waren wir am Meer und haben einen wunderbaren Strandspaziergang gemacht. Danach konnten wir dann unsere Wohnung beziehen und haben unsere Mitbewohner kennen gelernt. Ihr werdet sie hier im Blog sicherlich immer wieder auf Bildern sehen. Unsere Vermieter lieben Tiere. Sie haben eine 12 Jahre alte Hündin – Lola, zwei Hasen als Rasenmäher, zwei Hühner und Katzen. Wobei ich die Katzen noch nicht gesehen habe. Lola kommt morgens und abends immer mal wieder vorbei. Sie „klopft“ an der Tür und möchte dann hereingelassen werden. Cleverer Hund. Die Hasen kommen vermutlich wie bei Alice im Wunderland durch einen geheimen Gang zu uns. Sie sind auf einmal da und dann wieder weg. Doch das werde ich noch herausbekommen. Ansonsten leben bei uns auf dem Grundstück noch fünf weitere Personen und wenn die zweite Wohnung vermietet ist noch zwei mehr.
Gestern haben wir vormittags einen wunderschönen Markt bei einem Weingut besucht. Hier gab es von einheimischer Kunst bis hin zum frischen Smoothie alles was das Herz begehrt. Danach haben wir unsere Erkundungstour Richtung Strand (der Ort heisst so) und Gordon‘s Bay gemacht. Da wir uns am ersten Tag einen leichten Sonnenbrand geholt haben, war am zweiten Tag minimale Sonneneinstrahlung Voraussetzung. Abends ging es dann zu einem Arbeitskollegen zum Abendessen und Kennenlernen. Ein schöner Start!

Doch nun mal kurz zu dem kleinen Örtchen, in dem wir nun die nächsten Monate leben. Stellenbosch ist eine Studentenstadt mit knapp 30.000 Studierenen. Eine Uni, die aus einem alten Gymnasium entstanden ist und mitten im Weingebiet in Südafrika liegt. Die kleine Stadt hat wahnsinnig schöne Gebäude, ist überschaubar, doch von Touristen und Studenten überlaufen. Was Sie hier alle zu lieben scheinen ist gutes Essen und Wein. Wen wundert das? Stellenbosch hat Ecken, an denen es aktuell sehr warm ist und Orte, die viel kühler sind, da hier der Wind vom Kap hinkommt. Hört sich vielleicht etwas komisch an, doch es hilft ungemein, da es sich schon einmal um 10 Grad Unterschied handeln kann.
Ansonsten ist heute der erste Arbeitstag, Ricky ist in der Uni, ich sitze an einem schattigen Plätzchen mit meinem Rechner in der Stadt und genieße es, im Freien zu arbeiten. Aktuell ist es recht ruhig, da wir gerade „Load Shedding“ haben. Aktuell haben wir zweimal innerhalb von 24 Stunden keinen Strom. Doch es ist interessant zu sehen, wie gut alles organisiert ist. Öffentliche Gebäude haben einen Generator, doch alles andere ist down. Für nachts gibt es überall Öllampen oder Solarlampen. Und gekocht wird oft sowieso mit Gas. Blöd nur für die Kühlgeräte…. Was das Wasserproblem angeht, ist es nicht mehr ganz so streng wie beim letzten Mal, man wird nur angehalten, Wasser zu sparen und Wasser zu sammeln. Somit steht unter jedem Wasserhahn eine Schale und das Wasser wird dann z.B. für die Blumen benutzt.
Am späten Nachmittag sind wir noch Richtung Paarl gefahren, haben in einer Käserei eingekauft und haben das Taalmonument (Afrikaans Sprachdenkmal) angeschaut. Die Formen spiegeln die Ausprägungen und Zusammensetzungen des Afrikaans wider. Nicht nur das Denkmal, sondern auch der Blick vom Berg war beeindruckend, auch wenn die Geschichte und überhaupt die Sprachpolitik ein wenig verquer sind. Erbaut wurde das Denkmal in den 1970er Jahren, also zu Zeiten des Apartheid-Regimes, als die weißen Machthaber auch versucht haben, Afrikaans als die Landessprache durchzusetzen und damit alle anderen Sprachen abzuwerten. Zugleich aber sprechen heute noch ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen Afrikaans, die Sprache entwickelt sich weiter – wie auch das Land. Das Denkmal selbst ist echt beeindruckend: die Formen und die Schatten- und Lichtspiele sind spannend. Besonders voll ist es bei der Hitze und unter der Woche spätnachmittags auch nicht.